Sternwarte

Planung und Entstehung meiner Gartensternwarte.

 

Fast genau ein Jahr nach dem ich mein erstes Teleskop gekauft habe, begannen die Vorbereitungen für den Bau meiner festen Sternwarte im Garten. Wenn man mir das vor 12 Monaten erzählt hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Klar - man träumt davon, aber an eine Realisierung dachte ich nicht ernsthaft. Mit der Gartensäule war ich im Sommer 2014 schon einen großen Schritt vorangegangen und wollte erst mal sehen wie weit ich damit komme. Inzwischen ließ ich das ganze Gerödel - einmal aufgebaut - die Nacht auf der Säule bis zum Morgen durchlaufen. Anders wären die langen Belichtungszeiten nicht zu realisieren. Ich ging dann zwar immer ins Bett wenn alles lief, aber so richtig gut schlafen konnte ich nie. Mich beschlich ständig ein ungutes Gefühl wegen der offen herumstehenden Gerätschaften. Ob ich am nächsten Morgen noch alles an seinem Platz vorfinden würde? Auch das schlaftrunkene Abbauen nach Sonnenaufgang nervte auf Dauer. Der Wunsch nach einer festen Sternwarte wuchs und wuchs.

 

Im Mai 2015 begann ich daher mit ersten Vorüberlegungen. WO könnte die Hütte im Garten wohl am besten stehen? WER baut mir die zusammen? WAS kostet mich der Spaß am Ende? Und das entscheidene: WIE überzeuge ich meine Familie davon?

 

Letzteres nahm ich zuerst in Angriff. Es erwies sich als leichter als gedacht, denn ich konnte damit argumentieren, dass so eine Gartenhütte auch ganz schick ausehen kann und man dort neben dem ganzen Astro-Kram auch noch ein paar Gartengerätschaften und Stuhlauflagen deponieren könne. Komplett überzeugt war meine Frau dann, als sie von mir die Genehmigung bekam die Ständer für die Balken des Rolldachs mit Clematis oder Kletterrosen zu beranken ;-)

 

Meine Bezugsquellen und verwendeten Materialien habe ich zur Planungshilfe hier aufgelistet.

 

Der Plan

Nachdem die familiäre Baugenehmigung erteilt wurde, fasste ich also folgenden Plan:

  • Es muss Strom und Netzwerk in den hinteren Gartenteil gelegt werden.
  • Es wird eine Flachdach-Hütte aus 45mm Blockbohlen als Bausatz, den ich dann modifizieren lasse. Die Maße werden 2,50m x 2,50m betragen (mehr Platz ist leider nicht).
  • Die Säule wird mit einem 250mm KG Rohr betoniert (um Kosten zu sparen wirds keine weitere Stahlsäule). Die 130mm Stahlsäule im Garten lasse ich zusätzlich als Open-Air Zweitsäule stehen. Für die Sternwarte benötige ich einen EQ8 Betonsäulenadapter.
  • Ich benötige eine schwere Montierung, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Mit der EQ8 habe ich dafür schon die Grundlage gelegt.
  • Die Büsche und Sträucher, die noch am geplanten Standort stehen, müssen weichen. Die Hütte wird dann auf ein Fundament aus Gehwegplatten gestellt.

 

Teil 1: Strom und Netzwerk

Am 26. Juni 2015 kam der Elektriker und zog ein Erdkabel von meiner Garage durch einen Kanal quer durch den Garten bis zum geplanten Standort. Es musste dazu eine Kernbohrung durch die Garagenwand gesetzt und ein Stück Pflasterung unterquert werden. Nach knapp drei Stunden konnte der Elektriker Teil 1 der Vorbereitungen abhaken.

 

Graben für die Strom- und Netzwerkkabel

 

Elektriker bei der Arbeit

 

Kabel und Dosen liegen in der Garage und warten auf Anschluß

 

Bis es weiter geht, dauert es nun ein paar Wochen. Ende Juli werden die Büsche entfernt, das Fundament gelegt sowie die Säule betoniert. Bis zum Bau der Hütte brauche ich danach erstmal wieder Geduld. Die bestellte Hütte hat 10 Wochen Lieferzeit und ist für Anfang September angekündigt. Mitte September sollte hoffentlich alles stehen und dann beginnen die Verkabelungsarbeiten innen. Bis zum First Light wird es wohl Ende September werden.

 

20. Juli. Zubehör trudelt ein

Heute kamen zeitgleich der Betonsäulenadapter von JD-Astronomie und die Stahlrollen der Firma Bima für die Dachkonstruktion. Da steigt die Vorfreude. Am kommenden Wochenende beginnen die Rhodungsarbeiten im Garten.

 

 

25.-28. Juni, Fundament und Säule

Dann war es plötzlich soweit. An einem Samstagmorgen rückten meine Helfer an und rodeten zunächst die im Weg stehenden Büsche und Sträucher. Danach wurde der Rasen abgestochen und das 2,5m x 2,5m Fundament ausgehoben. In der Zwischenzeit bereitete ich die Säule vor. Ich verwendete ein 250er PVC Rohr von 2,5m Länge, an das ich 6 Aufputz-Steckdosen schraubte und innen Leerrohre für die Stromleitungen verlegte. Außerdem wurde eine Stahlarmierung zur Stabilisierung der Säule im Betonfundament eingebaut.

 

Derweil wurden die Borde für die Randbegrenzung des Fundaments fertig und eine 50 x 50 cm Grube mit einer Tiefe von ca. 90 cm ausgehoben, in die wir später die Säule einbetonierten. Dafür gingen alleine fast 400 Kg Estrichbeton drauf. Die Säule wurde dann ebenfalls mit Estrichbeton gefüllt und möglichst perfekt senkrecht ausgerichtet.

 

 

Zum Schluss der Säulenfüllung versenkte ich die EQ8 Adapterplatte mit den 5 x 20 mm Edelstahl-Bolzenschrauben in den frischen Beton. Ich habe mir vorher ausgerechnet wie hoch die Säule samt Adapterplatte am Ende in der Hütte stehen sollte, damit ich bei einer Wandhöhe von etwa 2,17m eine möglichst ungehinderte Horizontsicht habe. Beim Einbau der Adapterplatte war natürlich ebenfalls Präzision gefragt. Die Platte sollte möglichst waagerecht stehen und der Nordungszapfen für die EQ8 sollte genau nach Süden(!) zeigen. Spätere Korrekturen wäre nahezu unmöglich.

Zum Abschluss wurde die mineralische Tragschicht für die Bodenplatten verfüllt und verfestigt und das ganze mit Pflastersand glatt gezogen. Die verlegten Bodenplatten haben keinen direkten Kontakt zur Säule oder dem Säuenfundament um Trittschwingungen zu minimieren. Ein Test mit der iPhone APP "Seismometer" ergab eine gute Entkoppelung. Erst durch Stampfen auf den verlegten Bodenplatten waren minimale Schwingungen in der Säule messbar.

 

 

Die wesentlichen Vorarbeiten wären damit getan. Nun heißt es wieder warten bis die Hütte kommt. Für den 19. September ist der Aufbau samt Dachmodifikation geplant.

 

 

19.-21. September - Der Aufbau beginnt planmäßig

Am 18. September wurde die Gartenhütte auf einer riesigen Palette von einem LKW angeliefert, was für die Nachbarn sehr beeindruckend aussah. Am darauffolgenden Tag begannen die Aufbauarbeiten. Zunächst nur mit angezogener Handbremse, denn meine zwei Helfer würden erst am 20. dazustoßen. Neben Auspacken der Palette und Sichtung der vormontierten Hölzer sowie Vorbereitung der Hüttenkonstruktion auf dem Platten-Fundament konnte ich alleine wenig machen.

 

 

Am Samstag, den 20. September goss es am Morgen wie aus Kübeln und ich sah den Aufbauplan schon in Gefahr. Wir begannen erst mal in der Garage mit dem Kürzen der Seitenwände für die spätere Montage der beiden langen Laufbalken. Als das erledigt war, ging es bereits auf Mittag zu und es klarte glücklicherweise auf. Die Grundmontage im Garten konnte also beginnen. Bedingt durch die vormontierten Seitenwände dauerte es keine Stunde bis die Hüttenwände sicher standen.

 

 

Bis jetzt war es noch ein Standardaufbau einer Gartenhütte, aber nun kam endlich die konstruktive Eigenleistung an die Reihe. Dank meines holzerfahrenen Schwagers (der zudem eine kleine mobile Schreinerei im Kofferraum hatte) ging das ausgesprochen flüssig von der Hand. Hier lohnte es sich dass ich vorher alle Arbeitsschritte durchgeplant und auch Zeichnungen angefertigt hatte. Gegen Abend des ersten Aufbautages war die Dachkonstruktion bereits auf Rollen und lief wie Butter.

 

 

Am zweiten Aufbautag wurde das Dach komplettiert und mit Bitumenschweißbahn eingedeckt. Außerdem erfolgten die Feinarbeiten für den Rollmechanismus. Schließlich benötigt das Dach einen "Anschlag" gegen den es laufen kann, um nicht seitlich herunterzufallen. Last but not least kam der Fußboden an die Reihe und erste Außenanstricharbeiten. Am Ende des Sonntages konnte ich die Tür der fertigen Sternwarte erstmalig abschließen und die Planung des "Innenausbaus" beginnen.

 

 

Erste Öffnung des Sternwartendachs

 

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Zwei Wochen später ist alles komplett fertig. Der Außenanstrich ist erledigt, die Technik installiert und erste Bilder sind auch schon entstanden. Alles läuft rund.

 

 

 

Von oben betrachtet

 

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Bezugsquellen und verwendeten Materialien