Equipment

Meine Setups im Laufe der Jahre.

Mit dem hier gezeigtes Equipment habe ich im Sommer 2014 angefangen. Es hatte nicht für lange Zeit Bestand. Wohl jeder ambitionierte Astrofotograf liebäugelt irgendwann mit einer hochwertigen S/W CCD Kamera oder einer kompletten Remote-Steuerung der Anlage. Schaun wir mal was sich davon eines Tages realisieren lässt - ich arbeite daran ;-)

 

Wenn man sich mit der Astrofotografie befassen möchte, benötigt man ein geeignetes Setup das in das persönliche Budget passt. Nach oben ist wie so oft kaum eine Grenze. Ich habe in verschiedenen Astroforen teilweise Equipment gesehen, nach dem sich so manche lokale Sternwarte die Finger lecken würde. ;-)

 

Anfang 2014 hatte ich noch Null Ahnung von der Materie und noch keinerlei Vorstellungen welche Ausrüstung ich für mein Vorhaben genau benötigen würde. Ich besaß mit der EOS 600D bereits eine DSLR (Spiegelreflexkamera) und war der Meinung, damit und mit einem Teleskop müsste man doch schon weit kommen können. Nur welches Teleskop? Und was braucht man vielleicht noch?

Als erstes habe ich mich in verschiedenen Astro-Foren im Internet umgesehen und die Diskussionen zum Thema "Einstieg in die Astrofotografie" verfolgt. Eine kleine Liste von Links zu entsprechenden Foren, die mir weitergeholfen haben, habe ich unter Tipps & Links veröffentlicht.

Nachdem ich mir ein wenig Wissen angelesen hatte, nahm ich Kontakt zu einem Fachhändler auf und ließ mich per E-Mail beraten. Ohne jetzt Werbung machen zu wollen - ich gebe hier ausschließlich meine persönliche Erfahrung wieder - überzeugte mich Wolfi Ransburgs Teleskop-Service am meisten.

 

Schlussendlich habe ich mich dann für einen dreilinsigen Refraktor entschieden (Triplet APO), weil dieser für die Fotografie ein sehr scharfes Bild und kaum Farbfehler aufweist. Auch schien ein APO sowohl vom Gewicht als auch von der reinen Größe einfacher zu handhaben als ein Spiegelteleskop (Newton). Es ist dann ein TS Triplet APO 115/800 geworden. Zusammen mit dem mitgelieferten 3" Flattener (Bildebner), der die Linsenwölbung herausfiltert, hat man ein wunderbares fototaugliches Gerät, an das man mit einem passenden Adapter (T2 Ring) eine Canon EOS DSLR direkt anschrauben kann.

 

Nach ein paar Monaten stellte ich fest, dass das Bildfeld bei vielen Objekten mit der Brennweite von 800mm doch ein wenig zu klein (die Vergrößerung zu hoch) ist. Anfangs dachte ich je höher die Vergrößerung (Brennweite), desto tollere Fotos kann man machen ;-)
Ich rüstete also das Teleskop mit einem Riccardi Reducer aus, der anstelle des Flatteners dirket in den OAZ (Okularauszug) eingeschraubt wird. Der Reducer reduziert die Brennweite auf 600mm und erhöht gleichzeitig das Öffnungsverhältnis der Optik auf Blende 5,2 (statt der ursprünglichen Blende 7). Dadurch gelangt bei gleicher Belichtungszeit mehr Licht auf den Kamerachip. Aus meiner heutigen Erfahrung kann ich sagen, dass ich mir künftige Teleskope nur mit möglichst niedriger Blende zulegen würde. In lichtverschmutzten Gegenden ist eine niedrige Blende ein enormer Vorteil. Alles unter 5 wäre für mich niedrig - oder "schnell", wie man als Astrofotograf sagt. Insgesamt macht ein Reducer also das Feld weiter, die Bilddarstellung meist schärfer und die Belichtungszeiten kürzer. Eine lohnende Investition!

 

 
Die Kamera

Womit wir schon beim Thema wären. Meine ursprüngliche EOS 600D, die ich bisher für meine normale Alltagsfotografie eingesetzt hatte, erwies sich als extrem verrauscht bei langen lichtschwachen Belichtungen. Damit war absolut kein vernünftiges Astrofoto möglich. Eine Alternative musste her. Ich habe mich also auf dem Gebrauchtmarkt nach einer EOS 1100 D umgesehen. Dieses Modell hat zwar nur 12 Megapixel, was sich aber bei der Astrofotografie als Vorteil erweist. Die Pixel sind auf dem Chip größer als beispielsweise bei der 600D (18 Megapixel), wodurch sie mehr Licht einsammeln können. Außerdem steht die 1100 D in dem Ruf bei langen Belichtungszeiten sehr rauscharm zu sein.

Ich wurde fündig und erstand sehr günstig eine gebrauchte, aber kaum benutzte 1100D. Diese ließ ich dann gleich astromodifizieren, wo ich doch schon mal dabei war. D.h. der eingebaute IR Sperrfilter vor dem Kamerachip wurde entfernt. Ich habe das bei DSLR-Astrotec durchführen lassen und war absolut zufrieden.

 

Durch diese Modifikation wurde die Kamera zwar für die normale Tageslichtfotografie untauglich, dafür um Größenordnungen empfindlicher für das Rotspekturm. Genau in diesem Farbspektrum leuchten bei der Astofotografie nämlich viele Objekte. Zufall, dass die Kamera selbst außen auch schon rot war ;-)

 


Filter

Ich verwendete zur Unterdrückung der Lichtverschmutzung einen CLS-Clipfilter von Astronomik, sowie für die H-Alpha Aufnahmen einen H-Alpha Clipfilter mit 12nm Durchlasskurve. Diese kann man direkt in die EOS Kamera vor den Chip klemmen. Nachteil: zum Wechseln muss man die Kamera jeweils vom Teleskop abschrauben. 

 


Sucher / Leitrohr

Für die visuelle Beobachtung sowie für die Fotografie benötigt man einen Sucher bzw. ein Leitrohr am Teleskop. Hieran wird auch die Kamera vom Autoguider gesteckt. Diese liefert dann ein Livebild der Sterne zum Handgerät des MGEN Autoguiders.

 


Nachführung

Um bei langen Belichtungszeiten mit der Erddrehung schrittzuhalten, ist es unumgänglich eine exakte Nachführung des Teleskops zu bewerkstelligen. Ohne Nachführung (im Fachjargon "Guiding") bekommt man nach spätestens 30 Sekunden Strichspuren der Sterne auf dem Bild. Für das Guiding gibt es verschiedene Systeme, wovon aber nachweislich nur einige wenige wirklich gut funktionieren. Zum einen wäre da ein PC Programm namens "PHD". PHD steht für "Push Here Dummy", sollte also nach eigenem Selbstverständnis extrem einfach zu bedienen sein. Nachteil: Man benötigt immer einen PC zum Nachführen. Ich als Mac-User suchte mir daher eine andere Lösung aus und zwar einen "Stand-Alone Autoguider". Die Referenz in dieser Disziplin bildet der Autoguider "MGEN". Dieser kommt mit einem kleinen Handcomputer und einer Kamera sowie sämtlicher Verkabelung daher. Mehr wird nicht benötigt.

 

Die Kamera wird direkt über einen 1,25" Adapter an das kleine Leitrohr angeschlossen und die Kabel kommen in das Handgerät sowie die Montierung - fertig. Die Bedienungsanleitung ist leider etwas kryptisch geschrieben (zu viele irrelevante Informationen), wenn man es einmal raus hat, dann geht das Autoguiding wie das Brötchenschmieren. Ich benötige vom Einschalten des MGEN, bis zum Start des Guidings nur noch 5 Minuten.

 


Kabel-Logistik

Die ersten Wochen habe ich noch alle Kabel und Gerätschaften in verschiedene (Original-)Kartons verstaut, jeweils zu Beginn einer Fotosession ausgepackt und am Ende in der Nacht sauber wieder eingepackt. Die ganze Verpackerei hat mich fast eine halbe Stunde gekostet - das macht auf Dauer keinen Spaß. Es musste also eine Lösung her wie ich alle Teile, die man für eine Fotonacht benötigt, zentral und sicher verstauen konnte. Im Baumarkt bin ich fündig geworden. Ein mittelgroßer Flightcase (für unter 50 EUR) ist groß genug, um alle Kabel, Adapter, Filter und Utensiien aufzunehmen.  Praktischerweise benutze ich den Flightcase des Nachts auch gleich als Laptop-Tisch.

 


Die Montierung

Die sogenannte "Montierung" ist sozusagen das Herzstück der ganzen Sache, denn irgendwie muss das Teleskop ja auf dem Stativ oder einer festen Säule montiert werden. Da für die Astrofotografie das Teleskop auch noch computergesteuert nachgeführt werden muss, sollte die gewählte Montierung auf jeden Fall mit entsprechenden Stellmotoren ausgerüstet sein. Das Gesamtgewicht des Teleskops nebst Sucher und Kamera muss ebenfalls zur Montierung passen, da sonst die Stellmotoren das Gewicht nicht sauber bewegen können. Ich entschied mich für eine HEQ5 von Skywatcher, die mit 14 Kg Tragkraft ausreichend dimensioniert ist für das Equipment was sie bei mir zu bewältigen hat.

Die HEQ5 SkyScan Pro verfügt über eine gut und einfach zu bedienende GoTo Steuerung, für mich unerlässlich. Damit lassen sich alle interessanten Deep Sky Objekte sowie Mond und Planeten exakt und automatisch anfahren. Nachdem ich einmal das Prinzip von Einnordung mit Polsucher, 3-Sterne-Ausrichtung zur Konusfehler-Kompensation, etc. vestanden hatte, läuft das wie geschmiert.

 


Die Säule

Vom ewigen Auf- und Abbau der Montierung samt Stativ genervt, entschloss ich mich nach sehr kurzer Zeit eine feste Säule in den Garten zu stellen. Ich hatte eh nicht vor mit dem ganzen Zeug Nachts in die Pampa zu fahren. Diverse Selbstbaulösungen mit einbetoniertem PVC Rohr, etc. habe ich für mich verworfen. Es sollte eine Lösung sein, die ich notfalls auch wieder leicht ohne Bagger zurückbauen konnte.

Ich entschied mich für eine fertige Stahlsäule im Format 130 x 1000 mm der Firma Astromann. Diese wird mit Nivellierplatte und Montierungsadapter fertig online angeboten. Für den notwendigen Betonsockel waren dann aber doch noch meine handwerklichen Künste gefragt. Am Ende war es ganz schnell gemacht. Ein ca. 70 cm tiefes Loch an der Stelle wo die Säule stehen sollte ausgehoben (Durchmesser etwa 40 cm), eine kleine Armierung in Form von Baueisenstangen in das Loch getrieben und das ganze mit 120 Kg Estrichbeton vom Baumarkt ausgegossen. Den optischen Abschluss bildet ein quadratischer Sockel-Hohlstein (ebenfalls aus Beton), den ich mir im Baumarkt gleich mitbesorgt habe. In diesen Sockel wurden nach Aushärtung des Betons vier Edelstahl-Gewindestangen mit Betonkleber versenkt. Darauf konnte dann die Säule verschraubt werden.

 

Nach einer möglichst genauen Ausrichtung der Montierung nach Norden (Polar Alignment) kann ich inzwischen innerhalb von etwa 20 Minuten mein gesamtes Setup aufbauen und in Betrieb nehmen. Der Abbau geht noch etwas schneller von der Hand. Dadurch sind die wenigen klaren Nächte sehr effektiv nutzbar und ich vergeude wenig Zeit mit dem ganzen Drumherum. Vor Wind und Wetter ist die Montierung durch die Abdeckhaube eines landmännischen Holzkohle-Kugelgrills geschützt, die praktsicherweise waserdicht ist und genau die richtige Größe hat.

 


Kamerasteuerung

Zur Steuerung der Belichtungszeiten und der Kamera an sich verwendete ich zunächst ein MacBook zusammen mit der kostenlosen Canon Software "EOS Utility". Über ein USB Kabel ist die Kamera mit dem Laptop verbunden, an dem ich über die Software einstellen kann wie lange belichtet werden soll und wieviele Aufnahmen insgesamt ausgeführt werden sollen. Auch sehr praktisch ist die "Liveview"-Funktion, bei der man das Live-Kamerabild auf den Monitor holen kann. Das benutze ich dann zum fokussieren. Da das Livebild sogar um 200% vergrößert werden kann, ist das sehr genau durchführbar.

 

Da das Ganze bei mir im Garten innerhalb der Reichweite meines WLANs stattfindet, kann ich sogar vom Wohnzimmer aus mit einem zweiten Mac den Laptop im Garten wiederum fernsteuern (Teamviewer). So muss ich zur Kontrolle der Aufnahmen oder bei Änderungen an der Belichtungszeit nicht mal raus in die Kälte ;-)